Visiting Artists – mit der Jazz-Prominenz auf Tuchfühlung

Chris Potter, Rudresh Mantrappa, Joe Lovano und John Clayton kommen. Und wahrscheinlich auch Brad Mehldau und Vijay Iyer. Sie alle kommen zum Studiengang Jazz der Folkwang Universität der Künste in Essen.

„Für die Studierenden ist der Impuls, mehr zu geben, einfach größer“, sagt Prof. Peter Herborn, Leiter des Studiengangs Jazz an der Folkwang Universität der Künste. Gemeint ist jene spezielle Situation, wenn anerkannte Weltstars des Jazz ihr Können und ihre Erfahrung an junge Musikerinnen und Musiker unmittelbar weitergeben – was ab diesem Sommer im Rahmen eines neuen, zunächst noch als Modellversuch geführten, Folkwang Jazz Visiting Artists Programs Realität sein wird. Pro Jahr werden vier weltweit renommierte KünstlerInnen jeweils vier Tage im Block mit den Studierenden arbeiten. Das Debut mit dem Gastspiel des Saxofonisten Chris Potter ist schon ganz bald, nämlich im August 2018. Es folgt eine Masterclass mit Rudresh Mahanthappa Ende Oktober 2018. Für das Jahr 2019 sind Joe Lovano (Ende März) und Brad Mehldau (zweite Jahreshälfte 2019), Vijay Iyer und John Clayton (November 2019) nach Essen eingeladen. Möglich wird dieses außerordentliche Angebot an die Studierenden seitens einer Förderung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Jeder der eingeladenen Künstler wird sein eigenes Konzept und seine eigene künstlerische Handschrift mitbringen. Aktuell ist Peter Herborn mit Chris Potter über Details für den ersten Workshop im Gespräch.

Gleich vier Tage am Stück mit Chris Potter, Rudresh Mahanthappa, Joe Lovano oder John Clayton arbeiten zu können, ist ein nicht-alltäglicher Luxus, da die gängige Workshop-Praxis normalerweise mit einem bis höchstens zwei Tagen vorliebnehmen muss. Im Jazz-Studiengang der Folkwang Universität der Künste soll aber tiefer eingetaucht werden. Dafür braucht es längere Zeiträume ohne Unterbrechung. „Wir wollen einfach, dass sich bei diesen Workshops viel mehr als sonst üblich aufbaut“, bekundet Peter Herborn den Willen zur pädagogischen Nachhaltigkeit. Mit diesem Anspruch hat das Visiting Artists Program alle Chancen, als Ergänzung zum regulären Curriculum zum neuen Highlight des Studiengangs Jazz an Folkwang zu werden.

Alle Jazz-Studierenden sind zur Teilnahme an den Workshops eingeladen – und zwar unabhängig vom Instrument! Schließlich geht es im Jazz um Aspekte wie individueller Charakter und künstlerische Haltung. Was natürlich den musikalisch-handwerklichen Aspekt nicht ausschließen wird. An den Masterclass-Tagen wird der normale Vorlesungsplan ausgesetzt. So kann jeder teilnehmen, der sich hier ernsthaft und aktiv einbringen will. Der Kammermusiksaal und das Pina Bausch Theater werden einen würdigen Rahmen für alle Veranstaltungen der renommierten Gäste abgeben.

Nachdem vor 30 Jahren der Studiengang Jazz an der Folkwang Universität der Künste ins Leben gerufen wurde, hat er sich schnell als unverzichtbarer Teil der angesehenen Kunst- und Musikhochschule mitten im Ruhrgebiet etabliert. Das Studium verläuft ohne jegliche stilistische Festlegung und ist praxisorientiert ausgerichtet. Neben instrumentalen Fähigkeiten werden auch mediale Kenntnisse vermittelt. „Den Kopf erweitern und über ein solides Handwerk verfügen“, darum geht es nach Herborns Worten heute mehr denn je in einer Ausbildung, in der kreative Musikerinnen und Musiker vielseitig agieren müssen, um gefragt zu sein und wirtschaftlich zurecht zu kommen.

Vor allem das hochschuleigene Studio hat sich unmittelbar nach seiner Einrichtung im Jahr 2002 zum wichtigsten pädagogischen Werkzeug nach dem Hauptfachunterricht etabliert. Die Jazz-Studierenden arbeiten vom 5. bis 8. Semester regelmäßig im hauseigenen Tonstudio. Ihre Bachelor- oder Masterarbeit besteht aus einer Tonträgerproduktion, mit der sie ihre handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen kann.

Ein besonderes Merkmal der Folkwang Universität der Künste besteht in der Nähe zu „Nachbardisziplinen“ wie Musical, Tanz, Physical Theatre oder Schauspiel. Die Interdisziplinarität erweitert die künstlerischen Möglichkeiten auch für Jazz-Studierende.

Für Essen als Standort spricht die geografisch zentrale Lage mitten in Nordrhein-Westfalen – hier gibt es circa 200 Livebühnen –  eine der größten Jazzszenen in Europa mit entsprechenden Auftritts- und Vernetzungsmöglichkeiten! Für ausländische Studierende nicht unwichtig ist die Tatsache, dass das Studium kostenfrei ist. Es wird lediglich ein Sozialbeitrag in Höhe von derzeit 304,62 Euro erhoben, der vor allem die kostenfreie Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sowie andere Vergünstigungen abdeckt.

Antonio Sanchez | Foto: Justin Bettman

Im Rahmen des Folkwang Jazz Visiting Artists Program wird mit dem mexikanischen, in New York lebenden Schlagzeuger Antonio Sanchez der nächste international renommierte Künstler 4 Tage lang mit unseren Studierenden arbeiten.

Wegen der Corona- Pandemie hat Antonio Sanchez seine für November geplante Teilnahme am Folkwang Jazz Visting Artists Program abgesagt. Wir hoffen, das in im Frühjahr 2021 nachholen zu können.

English version

Visiting Artists – Learning from Jazz Masters

Chris Potter, Rudresh Mantrappa, Joe Lovano and John Clayton. And probably also Brad Mehldau and Vijay Iyer. They are all coming to the Folkwang University of the Arts Jazz Department.

„We have a strong desire to give more to the students“, says Peter Herborn, head of the Jazz Department at Essen’s Folkwang University of the Arts. Prof. Herborn is referring to that special situation when an established  jazz star passes on their skills and experiences directly to young musicians – which will become reality this summer within the framework of a new Visiting Artists Program, initially still conducted as a pilot project.

Each year, four world-renowned artists will work with the students for a period of four days. The debut will be with saxophonist Chris Potter in August 2018, followed by master classes with Rudresh Mahanthappa in late October 2018,  Joe Lovano (late March) , Brad Mehldau (second half of 2019), Vijay Iyer and John Clayton (November 2019) . Each of the invited artists will bring their own concept and artistic signature to Essen. Peter Herborn is currently talking to Chris Potter about details for the first workshop. Being able to work with Chris Potter, Rudresh Mahanthappa, Joe Lovano or John Clayton for four days at a time is a rare luxury.  Usually, workshops with such renowned musicians last a few hours, or a day at the most.

aving the opportunity to work closely with these artists for a four day period, will allow the students to delve deeper into the concepts and material presented. „We simply want these workshops to be an extraordinary learning experience,“ says Peter Herborn, expressing the will for pedagogical sustainability. With this in mind, the Visiting Artists Program has every chance of becoming the new highlight of the Jazz course at the Folkwang University of the Arts as a supplement to the regular curriculum. Every jazz student is invited to participate in the workshops – regardless of the instrument! After all, jazz is about aspects such as individual character and artistic attitude. This, of course, will not exclude the musical and technical aspect. On the days of the Master classes, the regular class schedule will be suspended, giving students the time to participate. 

The Chamber Music Hall and the Pina Bausch Theatre will provide an intimate setting for all of the events of the renowned guests.  The Jazz department at the Folkwang University of the Arts was founded 30 years ago.  Since then, it has become an indispensable part of the creative culture of the University and the Ruhr Region. The course of study runs without any stylistic definition and is practice-oriented. In addition to instrumental skills, media skills are also imparted. „Keeping an open mind and having a solid handcraft.“ This is Herborn’s advice for young creative musicians who must be versatile in order to have a financially viable career.

In 2002, the University built a top of the line recording studio. Ever since, the studio has become an integral part of jazz Departments curriculum.   Every jazz student works regularly from the 5th to 8th semester in the recording studio. The bachelor’s and master’s thesis consists of a recording production with which the graduate can demonstrate his or her craftsmanship and artistic skills. A special feature of the Folkwang University is its proximity to „neighboring disciplines“ such as musical, dance, physical theatre or acting. This interdisciplinary aspect expands the artistic possibilities for jazz students. Essen is centrally located, in the heart of North Rhine-Westphalia, with close proximity to around 200 live music venues, and one of the largest jazz scenes in Europe.  With ample performance and networking opportunities it is an excellent location for any aspiring jazz musician looking to broaden their horizon. For foreign students it is important to note that the study is free of charge. There is small fee of 304.62 Euros, which mainly covers the free use of public transportation and other student benefits.